Kreuzbiss bei Kindern & Erwachsenen: Ursachen, Formen und moderne Behandlung

3D-Ansicht von Kreubiss

Beißen die oberen und unteren Zahnreihen nicht optimal aufeinander, spricht man von einem Kreuzbiss, was unbehandelt zu einer Vielzahl von Problemen und Schmerzen führen kann. Wie die Diagnose eines Kreuzbisses abläuft und welche kieferorthopädischen Maßnahmen gehen die Kiefer- bzw. Zahnfehlstellungen in Frage kommen, lesen sie hier.

Das Wichtigste in Kürze

  • Ein Kreuzbiss liegt vor, wenn die unteren Zähne an den oberen Zähnen vorbei beißen
  • Eine Nichtbehandlung kann zu asymmetrischem Kieferwachstum, zu Kiefergelenkbeschwerden und zu anderen Problemen führen
  • Ein Kreuzbiss kann bei Kindern und Erwachsenen durch unterschiedliche Maßnahmen behandelt werden
  • Ein Kreuzbiss kann durch reine Kieferorthopädie mit losen und festen Zahnspangen oder mittels einer Kiefer-Operation behandelt werden

Was ist ein Kreuzbiss?

Im Normalfall überragen die oberen Zähne die unteren Zähne und liegen somit weiter außen. Dabei greifen die Höcker der unteren Zähne wie ein Reißverschluss in die Grübchen der oberen Zähne. Ein Kreuzbiss liegt dann vor, wenn die unteren Zähne an den oberen Zähnen vorbeigreifen und somit, in der Transversalebene gesehen, weiter zur Wange hin, also weiter außen liegen.

Der Kreuzbiss kann im Front- und Seitenzahnbereich vorkommen (frontaler- oder seitlicher Kreuzbiss). Liegt er im Frontzahnbereich vor, wird er häufig auch als Vorbiss/Unterbiss bezeichnet.  Der Kreuzbiss kann zudem einseitig oder beidseitig vorhanden sein oder in der umgekehrten Form (bukkale Nonokklusion) vorliegen. Die etwas „abgeschwächte Form“ des Kreuzbisses ist der Kopfbiss.

Arten und Besonderheiten von Kreuzbissen

Grundsätzlich lassen sich vier Arten von Kreuzbissen unterscheiden, wobei der Kopfbiss eine Besonderheit des Kreuzbisses darstellt:

  • Kopfbiss
  • einseitiger Kreuzbiss
  • beidseitiger Kreuzbiss
  • bukkale Nonokklusion

Kopfbiss

Die etwas abgeschwächte Form des Kreuzbisses wird als Kopfbiss bezeichnet. Beim Kopfbiss treffen die Höcker der Seitenzähne und/oder die Schneidekanten der Frontzähne von Ober- und Unterkiefer genau aufeinander. Diese Art der Belastung ist ungünstig für das Kiefergelenk und kann zu weitreichenden Kiefergelenkproblemen führen.

Einseitiger Kreuzbiss

Liegt auf der einen Seite des Gebisses eine Normalverzahnung vor, auf der anderen Seite jedoch ein Kreuzbiss, spricht man vom einseitigen Kreuzbiss. Hierfür sind häufig Zahnkippungen/falsche Zahnstellungen verantwortlich.

Beidseitiger Kreuzbiss

Greift der Unterkiefer jedoch auf beiden Seiten am Oberkiefer vorbei, spricht man vom beidseitigem Kreuzbiss. Hierfür ist häufig ein zu schmaler Oberkiefer die Ursache. Die unteren Seitenzähne liegen in diesem Fall alle weiter zur Wange hin, also weiter außen.

Bukkale Nonokklusion

Greifen die oberen Zähne komplett an den unteren Zähnen vorbei, spricht man von einer bukkalen Nonokklusion, die auch als „umgekehrter Kreuzbiss“ bezeichnet wird. In diesem Fall besteht kein Kontakt zwischen oberen und unteren Seitenzähnen. Hier ist die Gefahr, dass die oberen Zähne aufgrund von fehlender Abstützung aus dem Kiefer heraus wachsen können, was im schlimmsten Fall zu Zahnverlust führen kann.

Auswirkungen eines Kreuzbisses

Bei Nichtbehandlung kann ein Kreuzbiss zu massiven Problemen führen, die hier im Folgenden aufgelistet sind:

  • Hemmung des Oberkieferwachstums: Wird der Oberkiefer durch die außenstehenden Unterkieferzähne blockiert, kann er sich nicht in der Transversalebene entwickeln und bleibt schmal
  • Belastung des Kiefergelenks bis hin zu Entwicklung einer Craniomandibulären Dysfunktion und Gelenkarthrose: Durch die permanente Fehlbelastung der Zähne können sich ernstzunehmende Kiefergelenkerkrankungen, die zu Kopf- und Nackenschmerzen, Mundöffnungseinschränkungen, Tinnitus und vielen weiteren Symptomen führen können, einstellen.
  • Kau- und Essprobleme: Greifen die Zähne falsch herum ineinander, kann ein adäquates Zerkleinern der Nahrung oder sogar das Abbeißen (bei frontalem Kreuzbiss) erschwert sein 
  • Atemprobleme: Bei zu schmalem Oberkiefer ist der Nasopharygealraum verkleinert, was die Atmung erschweren kann  
  • Sprachstörungen: Bei einem frontalen Kreuzbiss können Sprachprobleme wie z.B. Lispeln entstehen
  • Verformung der Gesichtsproportionen: Bei einem einseitigen Kreuzbisse kann der Eindruck eines schiefen Kinns entstehen, bei einem beidseitigem Kreuzbiss der Eindruck eines „eingedrückten“ Mittelgesichts.
  • Unverhältnismäßige Abnutzung von Zähnen: Aufgrund einer falschen Stellung/Neigung von Zähnen, können diese unverhältnismäßig stark abgenutzt und belastet werden, was im schlimmsten Falle zu Zahnverlust führen kann
  • Psychische Belastung: Aufgrund ästhetischer und funktioneller Einbußen können psychische Probleme wie z.B. Depressionen und soziale Isolierung hervorgerufen werden 

Ursachen des Kreuzbisses

Kreuzbisse können genetisch bedingt entstehen. So kann ein asymmetrisches Wachstum des Ober- oder Unterkiefers zum einseitigen Kreuzbiss führen, wohingegen ein verringertes Breitenwachstum des Oberkiefers in einem beidseitigen Kreuzbiss resultieren kann. Wächst der Unterkiefer überproportional stark in die Länge, kann dies ebenfalls ein Grund für einen (frontalen) Kreuzbiss sein.

Des Weiteren können aber auch Zahnfehlstellungen zu einem einseitigen Kreuzbisse führen, da auch Zahnkippungen und falsche Zahnpositionen ein adäquates Ineinandergreifen von Zähnen verhindern können.

Außerdem sind Habits (schlechte Angewohnheiten) häufig ursächlich für Kreuzbisse. Wird beispielsweise die Zunge immer wieder seitlich zwischen die Zahnreihen eingelagert, können dadurch ein- oder beidseitige Kreuzbisse entstehen. Bei Patienten, die habituell durch den Mund atmen, liegt die Zunge in der Regel unten im Mundboden. Aus diesem seltenen Zungenkontakt zum Oberkiefer kann eine Wachstumshemmung des Oberkiefers und somit ein beidseitiger Kreuzbiss resultieren.

Auch bei Patienten mit Lippen-Kiefer-Gaumenspalten sind Kreuzbisse aufgrund von Narbenzügen und Wucherungen im Nasen-Rachenraum häufig zu finden, da in diesen Fällen die Zunge in den Mundboden absinkt und der Wachstumsreiz des Oberkiefers weitestgehend ausbleibt.  

Behandlung eines Kreuzbisses bei Kindern

Skelettale und dentale Kreuzbisse lassen sich bei Kleinkindern, Kindern und Jugendlichen häufig noch gut therapieren, da sich der Kieferknochen noch im Wachstum befindet und das Wachstum gezielt gefördert werden kann. Aus diesem Grund ist eine einfachere und nichtchirurgische Therapie im Rahmen einer Frühbehandlung oder Hauptbehandlung gut möglich.

Durch lose Zahnspangen, die integrierte Schrauben besitzen, lassen sich verschiedene Kieferanteile in unterschiedliche Richtungen dehnen und das Wachstum in bestimmte Richtungen beeinflussen.

Ist der Oberkiefer insgesamt zu schmal und die ausschlaggebende Ursache für den Kreuzbiss, ist die nichtchirurgische Gaumennahterweiterungsapparatur eine perfekte Lösung. Durch diese festsitzende Gaumenspange, kann die Gaumennaht, die bei Kleinkindern und Kindern noch aus Bindegewebe besteht und erst im Erwachsenenalter vollständig verknöchert, gedehnt und der Oberkiefer somit in seiner transversalen Ausdehnung verbreitert werden. Dadurch lässt sich der Kreuzbiss in nur wenigen Wochen überstellen.

Eine anschließende Retentionsphase von mindestens einem halben Jahr sollte eingehalten werden, damit das Ergebnis auch auf Dauer stabil bleibt.

Sind Habits die Ursache für den Kreuzbiss, sollten diese unbedingt abgestellt und in manchen Fällen eine logopädische Begleittherapie angesetzt werden, um das Rezidivrisiko zu minieren.

Behandlung eines Kreuzbisses bei Erwachsenen 

Abhängig davon, ob für den Kreuzbiss eine dentale (durch Zahnfehlstellungen) oder eine skelettale (durch Kieferfehlstellungen) Ursachen vorliegen, fällt die Therapie unterschiedlich aus.

Stehen nur einzelne Zähne falsch auf dem Zahnbogen bzw. sind in ihrer Neigung zu stark/zu schwach gekippt, lassen sich Kreuzbisse durch feste Zahnspangen von außen oder innen (Lingualspange) und in manchen Fällen sogar mittels Aligner-Schienen (wie z.B. Zahnschienen von Invisalign) therapieren. Häufig benötigt man hierfür zusätzlich intermaxilläre Gummizüge (Criss-Cross-Gummizüge, Elastics), um die gewünschte Zahnbewegung zu unterstützen.

Ist jedoch der Oberkieferknochen zu schmal und somit die Ursache für den Kreuzbiss, so hilft nur eine chirurgische Lösung: die chirurgisch unterstützte Gaumennahterweiterung. Hier wird das Gaumendach, welches aus zwei Knochenplatten besteht und im Jugendalter langsam anfängt zu verknöchern, mit Hilfe eines Meißels durchtrennt und anschließend für einige Tage mit einer kieferorthopädischen Apparatur gedehnt. Dieser Eingriff findet in Vollnarkose statt und bedeutet ein paar Tage Bettruhe für den Patienten.

Behandlungsmethoden eines Kreuzbisses

Die nachfolgende Tabelle fasst die unterschiedlichen losen und festsitzenden Zahnspangen (und Hilfselemente) für eine Kreuzbisstherapie bei Kindern und Erwachsenen zusammen:

 Lose Zahnspangen  und Hilfselemente  Festsitzende Zahnspangen
KinderFKO-Geräte[1](Bsp: Aktivator)
Aktive Platten[2]
Aligner-Schienen[3]
Criss-Cross-Gummizüge[4]
Brackets (Metallbracktes, Keramikbrackets, Lingualbrackets)[5]
Gaumennahterweiterungsapparatur (Hyrax/Quadhelix: nicht chirurgisch)[6]
ErwachseneAligner-Schienen Criss-Cross-Gummizüge  Brackets (Metallbracktes, Keramikbrackets, Lingualbrackets) Gaumennahterweiterungsapparatur (Hyrax/Quadhelix: chirurgisch unterstützt)[7]

[1] FKO-Geräte: Diese kieferorthopädischen Geräte beinhalten keine aktiven Elemente, sondern nutzen ausschließlich die natürlich vorkommenden Kräfte der Gesichts- und Kaumuskulatur aus, um das Kieferwachstum gezielt in die gewünschte Richtung zu lenken

[2] aktive Geräte: Diese kieferorthopädischen Geräte beinhalten aktive Elemente, wie z. B. Schrauben und Federn, die gerichtete Kräfte auf einzelne Zähne- und Zahngruppen abgeben können

[3] Aligner-Schienen: Leichte dental bedingte Kreuzbisse, lassen sich sogar mit Aligner-Schienen (wie z. B. Zahnschienen von Invisalign) therapieren

[4] Criss-Cross-Gummizüge: Durch Gummizüge, die von den Oberkieferinnenflächen zu den Unterkieferaußenflächen verlaufen, lassen sich im Kreuzbiss stehende Zähne einfacher in die richtige Verzahnung einstellen

[5] Brackets: Durch eine feste Zahnspange von außen (Metall- oder Keramikbrackets) sowie von innen (Lingualbrackets) lassen sich die meisten dental bedingten Kreuzbisse gut behandeln

[6] Hyrax/Quadhelix: Während sich skelettal bedingte Kreuzbisse bei Kindern auf nichtchirurgische Weise durch das Anbringen von festsitzenden Gaumenspangen behandeln lassen, ist dies bei Erwachsenen nur chirurgisch unterstützt möglich

[7] Hyrax/Quadhelix: Während sich skelettal bedingte Kreuzbisse bei Kindern auf nichtchirurgische Weise durch das Anbringen von festsitzenden Gaumenspangen behandeln lassen, ist dies bei Erwachsenen nur chirurgisch unterstützt möglich

Wann ist eine kieferorthopädische OP notwendig?

Ein Kreuzbiss, bei dem ein unterentwickelter Oberkiefer die Ursache ist, wird skelettal bedingter Kreuzbiss bezeichnet. Während sich bei Kindern skelettal bedingte Kreuzbisse noch relativ einfach behandeln lassen, ist die Überstellung eines skelettalen Kreuzbisses bei Erwachsenen eine Herausforderung, die häufig nur durch eine Kiefer-Operation gelöst werden kann.

Bei Kindern lässt sich der Oberkiefer durch eine nichtoperative Gaumennahterweiterungsapparatur (festsitzende Gaumenspange) erweitern, da die beiden Knochenplatten, die das Gaumendach bilden, beim Kind noch nicht verknöchert sind. Somit lässt sich eine Operation vermeiden und der Kreuzbiss kann auf einfachem Wege überstellt werden.

Bei erwachsenen Patienten sind diese Knochenplatten miteinander verknöchert. Aus diesem Grund lässt sich der Oberkiefer lediglich chirurgisch trennen. Mit Hilfe einer festsitzenden Gaumenspange, die eine integrierte Schraube beinhaltet, kann der nun nicht mehr verknöcherte Oberkiefer anschließend gedehnt und verbreitert werden.

Resultiert ein Kreuzbiss, ob bei Kindern oder Erwachsenen jedoch aus einer Zahnfehlstellung, so ist oft keine Kiefer-Operation indiziert und es reichen häufig rein kieferorthopädische Methoden zur Kreuzbissüberstellung aus.

FAQs

Wie lange dauert eine Kreuzbiss-Überstellung?

Die Behandlungsdauer ist abhängig von Ursache und Schweregrad des Kreuzbisses sowie vom Alter und Mitarbeit des Patienten.

Lässt sich beispielsweise der Kreuzbiss auf eine Zahnfehlstellung zurückführen (dental bedingter Kreuzbiss) und lassen sich die Zähne aufgrund positiver Platzverhältnisse wieder gut zurück in den Zahnbogen einordnen, ist der Patient noch jung und arbeitet gut mit (hängt z.B. fleißig Criss-Cross-Gummizüge zuhause ein), so lässt sich der Kreuzbiss in der Regel in relativ kurzer Zeit behandeln.

Ist jedoch der Kreuzbiss skelettal bedingt (z.B. durch einen zu schmalen Oberkiefer), der Patient schon erwachsen und seine Mitarbeit nur mäßig und kann die Behandlung lediglich mit einer Kiefer-Operation behoben werden, so ist es möglich, dass sich die Dauer der Therapie auf mehr als ein Jahr erstrecken kann. In sehr schwerwiegenden Fällen kann die Behandlung auch zwei oder mehr Jahre andauern.

Jeder Fall ist unterschiedlich und muss auch unterschiedlich betrachtet werden. Informieren Sie sich gerne bei unseren Ärzten über die Schritte der Behandlung sowie die Behandlungsdauer.

Wie hoch sind die Kosten für eine Kreuzbissbehandlung?

Die Behandlungskosten sind abhängig von der Ursache und vom Schweregrad des Kreuzbisses sowie vom Alter des Patienten. Egal ob einseitig, beidseitig oder frontaler Kreuzbiss: Bei Patienten bis zum achtzehnten Lebensjahr tragen die gesetzlichen Krankenkassen die Therapiekosten für eine Kreuzbissbehandlung.

Bei Erwachsenen hingegen, ist die Regelung eine andere: Die gesetzlichen Krankenkassen bezuschussen lediglich die Kosten für die Therapie eines einseitigen Kreuzbisses, wenn dieser mittels einer Kiefer-Operation korrigiert wird. Liegt ein beidseitiger Kreuzbiss vor, oder lässt sich der Kreuzbiss durch Bewegung einzelner Zähne überstellen, übernehmen die gesetzlichen Krankenkassen keine Behandlungskosten und der Patient muss die kieferorthopädische Therapie aus eigener Tasche zahlen.

Praxis München Schwabing

DENTAL ONE® – Praxis für Kieferorthopädie

Leopoldstraße 37
80802 München

Tel.: 089 540 49 700
E-Mail: schwabing@dental.one

Öffnungszeiten:
Montag – Freitag
07:30 Uhr – 12:00 Uhr und
13:00 Uhr – 18:00 Uhr

Praxis München Giesing

DENTAL ONE® – Praxis für Kieferorthopädie

Giesinger Bahnhofplatz 8
81539 München

Tel.: 089 540 49 950
E-Mail: giesing@dental.one

Öffnungszeiten:
Montag – Donnerstag
07:30 Uhr – 12:00 Uhr und
13:00 Uhr – 18:00 Uhr
Freitag nur Telefondienst