Das Zahnspangen Material – Welche Materialien gibt es für Spangen und welche Vor- & Nachteile haben die Materialien?

Verschiedene Zahnspangenmaterialien werden in eine Schablone gegossen zur Herstellung einer Spange

In der heutigen Zeit lassen sich die verschiedensten Arten von Zahnspangen aus den verschiedensten Materialien herstellen. Während herausnehmbare Zahnspangen und Aligner-Schienen hauptsächlich aus Kunststoffen gefertigt werden, bestehen die Komponenten der festen Zahnspange vor allem aus hochwertigen Metall-Legierungen, Keramik oder sogar Silber- und Goldlegierungen. Auch für Allergiker ist immer eine Variante dabei, die gut verträglich ist. Im folgenden Beitrag finden Sie genaue Beschreibungen der verschiedenen Zahnspangen Materialien:

Das Wichtigste in Kürze:

  • Feste Zahnspangen bestehen aus hochwertigen Metalllegierungen, Keramik, Silber, Gold oder (in seltenen Fällen) aus Kunststoff.
  • Herausnehmbare Spangen bestehen in den meisten Fällen aus Kunststoff oder Silikon und besitzen Klammeranteile aus Metalllegierungen.
  • In seltenen Fällen kann es zu Allergien und Unverträglichkeiten auf das angewandte Material kommen (z. B. auf nickelhaltige Metallbrackets, Kunststoffe).
  • Die gesetzlichen Krankenkassen übernehmen lediglich die Basisleistungen (feste Zahnspangen mit Metallbrackets). Die Kosten für Sonderleistungen, wie z. B. Brackets aus Keramik, müssen privat getragen werden.

Zahnspangen Material bei festen Spangen

Die feste Zahnspange besteht aus mehreren Einzelteilen:

  1. Brackets
  2. Bögen
  3. Hilfselemente (Gummiringe, Stahlligaturen, Elastics)

Diese verschiedenen Elemente werden aus verschiedenen Substanzen und Werkstoffen hergestellt. Im Folgenden werden die verschiedenen Bestandteile und Materialien der festen Zahnspange genauer erklärt:

1. Brackets

Brackets unterscheiden sich nicht nur durch den Werkstoff, aus dem sie gefertigt werden (Edelstahl, nickelarmer Edelstahl, Keramik, Goldlegierungen, Silberlegierungen), sondern auch durch ihre Größe (normal oder mini) und in der Funktionsweise, wie der Drahtbogen gehalten wird (mit Gummiringen, Stahlligaturen oder mit einer Metallklappe (= selbstligierend)). Außerdem gibt es Brackets, die außen (Bukkalbrackets) oder innen (Lingualbrackets) an den Zähnen angebracht werden.

Im Folgenden werden die einzelnen Bracket-Materialien noch einmal zusammengefasst und genauer erklärt:

Konventionelle Metallbrackets

  • Bestehen aus rostfreiem Edelstahl.
  • Enthalten auch Nickel und sind daher unter Umständen weniger gut für Allergiker geeignet, da es in seltenen Fällen zu einer Kontaktreaktion kommen kann.
  • Werden bei Kindern unter 18 Jahren und der entsprechenden Indikation (KIG 3-4) von der gesetzlichen Krankenkasse übernommen.
  • Werden auch bei erwachsenen Patienten bei einer kieferchirurgischen Operation eingesetzt und dann ebenfalls von der gesetzlichen Krankenkasse übernommen (Kassenleistung).
  • Relativ auffällig durch ihre Größe und Farbe

Minibrackets

  • Sind kleiner und flacher als die konventionellen Brackets aus Metall.
  • Wesentlich unauffälliger, jedoch nicht vollständig durchsichtig
  • Bestehen aus nickelarmem Edelstahl.
  • Ermöglichen eine einfachere Mundhygiene aufgrund der kleineren Größe.
  • Bieten durch geringe Dicke und abgerundete Kanten einen angenehmen Tragekomfort.

Keramikbrackets

  • Bestehen aus glatter, zahnfarbener Keramik.
  • Sind somit ästhetisch und hygienisch.
  • Sehr geringes allergisches Potential und somit auch für Allergiker geeignet
  • Keine Verfärbungen der Keramikbrackets durch Nahrungsmittel und Getränke möglich
  • Brechen schneller aufgrund hoher Härte und Sprödigkeit.
  • Nicht für alle Fehlbisse bzw. Zahn- & Kieferfehlstellungen geeignet

Kunststoffbrackets

  • Bestehen aus hartbleibenden Kunststoffen (Polymethylenmethacrylat = PMMA).
  • Sind nur wenig belastbar und nicht präzise.
  • Verfärben sich leicht bei verschiedenen Nahrungsmitteln wie beispielsweise Rotwein und Kaffee.
  • Werden bei einer kieferorthopädischen Behandlung nur noch selten angewandt.

Brackets aus einer goldhaltigen oder silberhaltigen Legierung

  • Werden ausschließlich für die Lingualtechnik bzw. linguale Zahnspangen verwendet.
  • Werden individuell für jeden Zahn einzeln hergestellt und ermöglichen somit eine präzise Zahnbewegung.
  • Derartige Spangensysteme gewährleisten eine große und flache Grundfläche und ermöglichen somit eine hohe Haftkraft und geringe Bruchrate.
  • Geringes allergisches Potential und somit auch für Allergiker geeignet

2. Bögen

Nickel-Titan-Bögen

Nickel-Titan-Bögen werden sehr gerne zu Beginn der Behandlung verwendet, können aber auch bis zum Ende der Behandlung zum Einsatz kommen. Die Bögen sind thermoelastisch und reagieren damit auf Wärme im Mundraum und entfalten so kontinuierlich ihre Wirkung. Nickel-Titan-Bögen sind sehr zahnschonend, da sie eine kontrollierte Kraftübertragung auf die Zähne aufweisen und demnach auch über einen langen Zeitraum getragen werden können.

Edelstahlbögen    

Edelstahlbögen ermöglichen eine größere Kraftapplikationen bzw. Kraftübertragung. Sie sind vor allem für den Mittel- und Endabschnitt der KFO-Behandlung geeignet. Ferner ermöglichen Edelstahlbögen das Einbringen von Biegungen für gezielte Kronen- und Wurzelbewegungen.

TMA-Bögen

Mithilfe der TMA-Bögen (Titan-Molybdän-Bögen) ist eine mittlere Kraftübertragung möglich. Demnach ist das Kraftniveau zwischen den Edelstahlbögen und den Nickel-Titan-Bögen einzuordnen. Diese Bögen sind vor allem für das Finishing bzw. gegen Ende der kieferorthopädischen Behandlung geeignet. Aufgrund der hohen Elastizität und Verformbarkeit ist eine Ausgleichsbiegung gut einbringbar.

Zahnfarbene Bögen

Diese unsichtbaren Bögen sind mit weißem Kunststoff beschichtete Nickel-Titan-Bögen oder Stahlbögen. Sie sind ästhetisch sehr ansprechend, da sie im Mundraum fast unsichtbar sind.

3. Hilfselemente

Zu den Hilfselementen gehören u. a. Gummiringe (aus Gummi) und Stahlligaturen (aus Edelstahl), welche zur Befestigung des Bogens am Bracket verwendet werden. Derartige Elemente umfassen auch sogenannte Gummiketten (aus Gummi) und Achterligaturen (aus Edelstahl), welche mehrere Zähne miteinander verblocken bzw. diese zusammenziehen. Dies ist beispielsweise bei einem angestrebten Lückenschluss der Fall.

Als weiteres Hilfselement sind die intermaxillären Gummizüge (aus Gummi) aufzuführen. Diese dienen dazu, die Zähne beider Kiefer in eine korrekte Verzahnung einzustellen.

Der Retainer als festsitzendes Retentionsgerät

Der Hauptbehandlung mit einer festen Zahnspange schließt sich in der Regel eine Retentionsphase an. Im Zuge dieser Stabilisierungsphase kann mit einem festsitzenden Retainer oder einem herausnehmbaren Retentionsgerät (siehe unten) gearbeitet werden.

Der festsitzende Retainerdraht wird hinter die Zähne im Oberkiefer oder im Unterkiefer geklebt. Er besteht dabei meist aus Edelstahl oder Gold.

Aus welchen Materialien werden herausnehmbare Zahnspangen gefertigt?

Herausnehmbare Zahnspangen lassen sich untergliedern in:

  1. Herausnehmbare Apparaturen (aktive und funktionskieferorthopädische Geräte)
  2. Herausnehmbare Aligner-Schienen
  3. Herausnehmbare Retentionsplatten und Retentionsschienen

1. Herausnehmbare Apparaturen

Lockere Zahnspangen bestehen aus Kunststoff (Polymethylenmethacrylat) und zusätzlichen Edelstahl-Elementen wie Klammern und Bügeln. In diese aktiven Geräte sind Federn und Schrauben integriert, die ebenfalls aus Edelstahl gefertigt werden.

2. Lose Aligner-Schienen

Diese Schienen werden ebenfalls aus Polymethylenmethacrylat (PMMA) hergestellt. Sie werden rein aus Kunststoff gefertigt und kommen somit ohne jegliche metallische Bestandteile aus. Ein wesentlicher Vorteil dieser Schienen bzw. dieses Materials ist die geringe Sichtbarkeit. Werden die Schienen vom Patienten eingesetzt, sind diese nahezu unsichtbar.

3. Herausnehmbare Retentionsplatten und Retentionsschienen

Diese Platten bzw. Schienen werden ebenfalls in der Stabilisierungsphase verwendet.

Die lose Retentionsplatte setzt sich aus verschiedenen Materialien bzw. Bestandteilen zusammen. Die Basis der Spange wird aus Kunststoff gefertigt und die zugehörigen Klammeranteile zur Fixierung bestehen aus Edelstahl.

Die herausnehmbaren Retentionsschienen hingegen werden komplett aus Kunststoff gefertigt und besitzen demnach keine weiteren Materialien.

Weitere Materialien für Zahnspangen

Im Zuge einer kieferorthopädischen Behandlung können auch andere Materialien wie beispielsweise Silikone oder weichbleibende Kunststoffe zum Einsatz kommen.

Derartige Materialien finden u. a. bei einem Positioner Anwendung. Diese durchsichtige Schiene dient zur Feineinstellung bzw. dem Finishing der Behandlung. Während der Stabilisierungsphase kann der Biss noch etwas mit einem Positioner aus weichem Kunststoff verbessert werden. Allerdings ist eine derartige Feineinstellung der Okklusion auch mittels eines Silikon Positioners möglich.

Das allergische Potential bei Kunststoffmaterialien

Das allergische Potential der verwendeten Kunststoffe ist insgesamt als gering einzustufen. Dennoch ist eine allergische Reaktion nicht komplett auszuschließen. Haben Sie das Gefühl, Sie oder Ihr Kind entwickeln nach dem Einsetzen der lockeren Zahnspange Bläschen oder Pusteln im Mund, oder äußert sich eine andere, unerwünschte Reaktion auf das Zahnspangen Material?

Vereinbaren Sie schnellstmöglich einen Notfalltermin! Bei Allergikern können alternativ auch Sonderkunststoffe zur Herstellung von herausnehmbaren Zahnspangen eingesetzt werden, um allergische Reaktionen gezielt zu vermeiden. Fragen Sie in Ihrer kieferorthopädischen Praxis nach!

Vor- und Nachteile der Zahnspangen Materialien im Überblick

VorteileNachteile
Edelstahl / rostfreier Stahl+ Günstig
+ Vielfältig in der Kieferorthopädie einsetzbar
+ Oft im Leistungskatalog der gesetzlichen Krankenkasse vorhanden
+ Als Drahtbogen gut für den mittleren bis letzten Abschnitt der kieferorthopädischen Behandlung einsetzbar  
Allergisches Potential, da nickelhaltig
Auffällig aufgrund der silbernen Farbe
Nickel-Titan-Legierungen+ Titan ist biokompatibel.
+ Für Allergiker geeignet, da kaum Nickel-Ionen-Freisetzung.
+ Thermoelastisch
+ Zahnschonend
+ Als Drahtbogen gut für den anfänglichen Abschnitt einsetzbar  
Kein Einbringen von Biegungen möglich
Keine Wurzelbewegung möglich  
Keramik+ Zahnfarben
+ Glatt
+ Geringe Plaqueanhaftung und hohe Hygienefähigkeit
+ Kaum allergisches Potential  
Erhöhte Bruchgefahr aufgrund hoher Sprödigkeit und hoher Härte
Keine Kassenleistung  
Kunststoff+ Günstig
+ Vielfältig in der Kieferorthopädie einsetzbar (Basis für lockere Zahnspangen, Aligner-Schienen, Retentionsgeräte, uvm.)  
Allergien und Schleimhautentzündungen durch Rest-Monomere möglich (Kunststoffpartikel, die bei der Herstellung als Nebenprodukt übrig bleiben)
Kunststoffbrackets: Verfärbungen und Gefahr einer schnellen Abnutzung
Gold+ Gewebefreundlich 
+ Widerstandsfähig gegen Säuren
+ Geringe Bruchgefahr, da sehr weich
+ Unsichtbar (wenn als Lingualspange geklebt)  
Teuer
Sehr selten: Goldunverträglichkeitsreaktionen

Welche Zahnspangen Materialien werden von den Krankenkassen übernommen?

Hinsichtlich des Bracket-Materials übernehmen die gesetzlichen Krankenkassen lediglich die konventionelle, nickelhaltige Edelstahl-Variante.

Da diese Brackets jedoch groß, auffällig und in manchen Fällen als unangenehm empfunden werden, entscheiden sich Patienten oft für die kleinere Variante aus nickelarmem Edelstahl (Minibrackets) oder für Brackets aus Keramik. In beiden Fällen muss der Aufpreis für das Zahnspangen Material von den Patienten selbst getragen werden.

Bezüglich der Bögen zahlen die gesetzlichen Krankenkassen nur die Edelstahl-Variante. Angenehmere, thermoelastische Nickel-Titan Drahtbögen, die vor allem in der Anfangsphase der festen Zahnspange verwendet werden, werden dagegen nicht bezuschusst.

Herausnehmbare Zahnspangen (aus Kunststoff und Edelstahl-Anteilen gefertigt) werden von den gesetzlichen Krankenkassen im Rahmen einer Früh- oder Hauptbehandlung bei Kindern unter 18 Jahren ebenfalls übernommen, genauso wie Retentionsplatten aus Kunststoff als Stabilisierungsmethode.

Durchsichtige Retentionsschienen aus Kunststoff oder festsitzende Retainer aus Edelstahl oder Gold werden nicht übernommen.

Handelt es sich um herausnehmbare Aligner-Schienen aus Kunststoff, muss der Patient die kompletten Kosten der Behandlung selbst tragen.

Welche Zahnspangen Materialien übernehmen die privaten Krankenversicherungen und die Zahnzusatzversicherungen?

Welche Materialien im Rahmen einer kieferorthopädischen Behandlung von den privaten Krankenversicherungen und den Zahnzusatzversicherungen übernommen werden und welche nicht, ist tarifabhängig geregelt. Informieren Sie sich dafür am besten im Vorfeld und lesen Sie in den Policen nach. Es ist sinnvoll, die Zahnzusatzversicherung vor dem ersten kieferorthopädischen Besuch abzuschließen, noch bevor eine Zahnfehlstellung diagnostiziert wird.


Häufige Frage zum Thema Zahnspangen Material

Können Brackets zu Allergien führen?

Ja! Es ist jedoch stark davon abhängig, für welches Material sich der Patient entscheidet. Während Brackets aus nickelarmem Edelstahl, Keramik, Gold oder Silber kaum allergisches Potential besitzen, kommen Allergien bei Brackets aus rostfreiem, aber nickelhaltigem Edelstahl gelegentlich vor. Wenn bei Ihnen oder Ihrem Kind eine Nickelallergie bekannt ist, informieren Sie sich bei Ihrem Kieferorthopäden über eine Alternative. Treten nach dem Einsetzen der Brackets Schmerzen, Juckreiz, geschwollene Lippen, erhöhte Speichelproduktion, Taubheit, ein schlechter Geschmack im Mund oder unangenehmes Kribbeln auf, so kann es sich um eine allergische Reaktion handeln. Suchen Sie in diesem Fall sofort eine kieferorthopädische Praxis oder den zahnärztlichen Notdienst auf, um die Ursache zu identifizieren und die Brackets gegebenenfalls zu entfernen.

Gibt es Zahnspangen Materialien, die ich selbst bezahlen muss?

Ja! Werkstoffe wie z. B. nickelarmer Edelstahl, Keramik, Gold oder Silber werden von den gesetzlichen Krankenkassen nicht übernommen und müssen privat getragen werden. Nickelhaltiger, rostfreier Edelstahl wird von den gesetzlichen Krankenkassen in Form von Brackets und Bögen übernommen. Herausnehmbare Apparaturen aus Kunststoff (mit Edelstahl-Anteilen) werden ebenfalls von den gesetzlichen Krankenkassen übernommen, wenn eine medizinische Indikation dafür besteht (KIG 3-4). Herausnehmbare Aligner-Schienen aus Kunststoff müssen in der Regel auch privat getragen werden.